Vataleicht detoxen mit Ayurveda
- Tanja Wehnl
- 16. Feb. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Fastenkuren haben jetzt im Spätwinter Tradition und das hat durchaus seinen guten Grund. Im kalten Winter essen wir meist etwas deftiger und vielleicht auch mehr als sonst und jetzt wo der Frühling zwar noch nicht ganz vor der Tür steht, aber doch vielleicht an manchen Tagen bereits gefühlt nicht mehr weit ist, kommt eine Sehnsucht nach Leichtigkeit, nach Platz für Neues. Und so fangen wir an auszumisten – in den eigenen vier Wänden genauso wie in unserem Körper und auch in unserem Geist.
Im ayurvedischen Jahreslauf löst das schwere und feuchte Kapha-Dosha das leichte und trockene Vata im Februar so langsam ab. Der Schwere und Trägheit, die du jetzt vielleicht manchmal fühlst, allgemein auch als Frühjahrmüdigkeit bezeichnet, kannst du durch einen Frühjahrputz im Körper entgegen wirken.
Und dabei muss es nicht immer die ganz große Fasten- oder Entgiftungskur sein. Es reicht schon, wenn wir die normalen Stoffwechsel- und Regenerierungsfunktionen unseres Körpers unterstützen und durch einen achtsamen Lebensstil gut für uns sorgen.

Bei einer Detoxkur macht es ohnehin Sinn, die individuelle Konstitution und den Verdauungstypus zu berücksichtigen. Ich werde hier also speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen des sensiblen Vata-Verdauungstyps eingehen. Wenn du nicht ganz sicher bist, ob das auf dich zutrifft, dann schau mal, ob einige dieser Aussagen auf dich zutreffen:
Dein Appetit und dein Hungergefühl sind unregelmäßig.
Du lässt auch gerne mal eine Mahlzeit ausfallen.
Dein Stuhlgang ist unregelmäßig und es kommt durchaus vor, dass du mehrere Tage hintereinander keinen Stuhlgang hast.
Du brauchst einen regelmäßigen Energienachschub, fühlst dich schnell „unterzuckert“.
Du neigst zu Blähbauch und Blähungen.
Du neigst zu Verstopfung.
Du hast Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Du hast oft kalte Hände und/oder Füße.
Du nimmst nicht schnell zu, musst eher aufpassen, dein Gewicht zu halten.
Wenn du schon bei 3-4 Aussagen ein klares „Ja“ sagen kannst, darfst du dich durchaus angesprochen fühlen. Gerade für uns Vata-Frauen (und natürlich auch Männer) ist eine radikale Fastenkur nicht zu empfehlen, da wir von Natur aus eher schmal und zierlich sind und mehr dazu neigen, Gewicht zu verlieren als zuzunehmen. Typisch für Vata ist aber auch eine schwache und unregelmäßige Verdauung. Es macht also Sinn, bei einer Detoxkur das Augenmerk auf die Stärkung des Verdauungsfeuers Agni zu legen und die natürlichen Reinigungsprozesse des Körpers über die Niere, die Leber und das Lymphsystem zu unterstützen. Ein starkes Agni verhindert gleichzeitig die Entstehung von Ama, dem „Unverdauten“, das unbehandelt zu Störungen und Krankheit führt.
Kurze Erklärung zu Agni und Ama
Als Agni wird im Ayurveda das Verdauungsfeuer bezeichnet, das unsere Nahrung transformiert und so die Nährstoffaufnahme im Körper ermöglicht. Als Nahrung wird im ganzheitlichen Ansatz des Ayurveda allerdings nicht nur die Ernährung verstanden, sondern alles, was wir zu uns nehmen – auch geistige Nahrung, Erfahrungen und Emotionen.
„Agni ist das biologische Feuer, das den Stoffwechsel regelt. (…) Agni ist für die Aufrechterhaltung der Gewebsernährung und des Immunsystems verantwortlich.“ (Dr. Vasant Lad)
Ist Agni zu schwach, bleiben unverdaute Rückstände übrig. Diese werden als Ama bezeichnet, vergleichbar mit Schlacken, die zum Beispiel in Fastenkuren nach Buchinger beseitigt werden sollen. Ama verstopft den Darm und andere Kanäle des Körpers. Es sucht sich bevorzugt ohnehin schon bestehende Schwachstellen im Körper aus und lagert sich dort ab. Es kommt zu symptomatischen Erscheinungen und Krankheit.
„Ama ist die Wurzel aller Krankheiten.“
Wenn ich also von einer Fasten- oder Detoxkur für Vata spreche, meine ich nicht den Verzicht von Nahrung, denn die Gewichtsabnahme steht bei Vata, sofern nicht eine Störung vorliegt, die einen Kaphaüberschuss zur Folge hat, nicht im Vordergrund. Anstatt längerer Fastenphasen ziehe ich regelmäßige Detox- oder Entlastungstage vor, bei denen ich mit kleinen Maßnahmen, die sich auch gut in den Alltag integrieren lassen, die Reparaturprozesse im Körper anrege und unterstütze - sozusagen ein Co-Working mit dem eigenen Körper.
Weniger ist mehr
Mit dieser Faustregel kommst du schon recht weit. Weniger Zutaten, kleinere Portionen (im Ayurveda gilt die Regel: iss so viel, wie in deine zwei Hände passt), weniger drumherum und Konzentration auf das Wesentliche – dich. Natürlich geht das Leben um dich herum weiter, aber wenn du nicht immer mal wieder deine Energiekanne auffüllst, in dich hinein spürst und gut für dich sorgst, dann kannst du auch nicht aus dem Vollen Schöpfen und für deine Lieben und deinen Job das Beste geben ohne auszubrennen.
Mit ein paar Grundregeln kannst du da auch im Alltag schon einiges bewegen:
Iss regelmäßig zu mehr oder weniger festen Zeiten und achte auf ausreichende Abstände zwischen den Mahlzeiten (3-4 Stunden).
Leichte Zwischenmahlzeiten, möglichst auch zu festen Zeiten (also kein ständiges Snacken) sind für Vata völlig in Ordnung.
Trinke ausreichend, aber nicht direkt zu den Mahlzeiten.
Nimm Essen aus frischen, regionalen Zutaten (ohne Zusatzstoffe) zu dir.
Nimm dir Zeit zum Essen, esse bewusst, mit allen Sinnen und kaue dein Essen gut vor.
Achte darauf, dass du morgens und abends warm isst (dann ist dein Agni noch nicht so stark).
Schau, dass du über Nacht eine Fastenphase von 13 Stunden einlegen kannst (Stichwort Intervallfasten).
Achte auf ausreichend und guten Schlaf.
Haaalt - du musst nicht gleich alles umsetzen. Schau, was du leicht in deinen Alltag integrieren kannst, fang damit an und ergänze nach und nach weitere Schritte.

Um den Reinigungsprozess nun noch etwas anzukurbeln, kannst du spezielle Detoxtage einlegen, an denen du deine Verdauung mit leicht bekömmlichen Speisen wie dem ayurvedischen Kitchari, einer Reis- oder Gemüsesuppe und dem gezielten Einsatz von anregenden Gewürzen unterstützt. Hier gebe ich dir einen Überblick über einige Gewürze, die dir helfen, Ama zu reduzieren bzw. dein Agni anzukurbeln:

Wenn du noch keine Erfahrungen mit den Gewürzen hast, fange in jedem Fall mit kleinen Dosierungen an und schaue, wie du sie verträgst. Generell sind die oben genannten Gewürze aber alle für Vata geeignet und in Maßen auch für die Mischkonstitutionen (Vata-Pitta, Vata-Kapha). Solltest du hierzu noch Fragen haben, kannst du mich auch gerne anschreiben.
Jetzt hast du vielleicht schon eine Idee, was du zu dir nehmen kannst, um deinen Darm zu entlasten und dem Körper Gelegenheit zu geben, sich zu reinigen. Das Trinken solltest du natürlich nicht vergessen und damit auch gleich nach dem Aufstehen beginnen. Ayurvedawasser, das ist 15-20 Minuten abgekochtes Wasser, morgens auf nüchternen Magen, kurbelt deine Verdauung an und kann den ganzen Tag über getrunken werden, gerne auch als Ingwerwasser (dazu einfach 2-3 Scheiben Ingwermit ½ Liter abgekochtem Wasser übergießen und ziehen lassen). Durch das Abkochen wird das Wasser weicher und reiner und kann vom Körper besser absorbiert werden. Mir persönlich schmeckt es auch besser, da es einen leicht süßlichen Geschmack erhält.
An dieser Stelle möchte ich dich auch mit einem ayurvedischen Nahrungsergänzungsmittel bekannt machen, das deine Verdauung ebenfalls ankurbelt, entschlackend wirkt und die Nahrungsaufnahme im Körper verbessert. Es ist für alle drei Doshas geeignet und besteht aus den drei Früchten Haritaki, Amalaki und Bibhitaki – daher auch der Name - Triphala - was übersetzt Dreifrucht heißt. Triphala kann als Pressling oder als Pulver (Churna) eingenommen werden. Ich persönlich habe das Pulver zu Hause und löse es mir abends (1/2 TL) in einer Tasse Wasser auf. Schmeckt etwas bitter – aber mir hilft es tatsächlich.
Bewegung und manuelle Reinigungsverfahren runden dein Detoxprogramm schließlich ab. Fang schon gleich morgens mit deiner ersten Bewegungseinheit an, vielleicht noch direkt im Bett mit den ersten Drehungen und Dehnungen, vielleicht nach deinem ersten Glas Wasser mit einem aktivierenden Sonnengruß. Auch Bewegung in der Natur tut dir gut und versorgt deine Zellen mit frischem Sauerstoff.
Mit dem morgendlichen Zungenschaben entfernst du die Beläge, die sich über Nacht während des Reinigungsprozesses auf deiner Zunge gebildet haben. Das solltest du noch vor deinem ersten Glas Wasser machen. Hierfür kannst du auch einfach einen Löffel nehmen, den du hinten an der Zunge ansetzt und mehrmals sanft nach vorne ziehst.
Auch Massagen dienen im Ayurveda der Reinigung und Vata profitiert am meisten von einer Massage mit angewärmtem Öl (ich nehme Sesam- oder Mandelöl). Öle dich vor dem Duschen mit streichenden Bewegungen von den Schultern zu den Händen und vom Becken zu den Füßen ein. Die Gelenke und auch um den Bauchnabel herum darfst du kreisend massieren. Geh intuitiv und achtsam an die Massage heran, spüre, wie es sich anfühlt und sei ganz bei den Körperteilen, die du gerade massierst. Wenn du morgens nicht soviel Zeit hast, gönne dir einfach abends eine wohltuende Fußmassage, ebenfalls mit angewärmtem Öl.
Du fühlst dich gerade etwas überfordert und weißt gar nicht, womit du anfangen und in welcher Reihenfolge du was machen sollst? Keine Panik – erinnere dich an meine Aussage „weniger ist mehr“! Wenn Ayurveda für dich noch völlig neu ist, dann konzentriere dich erst einmal auf die Grundregeln, die ich ganz zu Anfang beschrieben habe und versuche, diese Schritt für Schritt in deinen Alltag zu integrieren. Spüre nach, was du an Veränderungen feststellen kannst.
In meiner Vataleicht-Facebookgruppe gibt es übrigens eine Detox-Lektion, in der du weitere Anregungen, Rezepte und Praxistipps rund um das Thema Detoxen findest, Fragen stellen und dich mit den anderen Gruppenmitgliedern und mir austauschen kannst.
Vielleicht spürst du aber auch, dass es hilfreich für dich wäre, beim Thema Ernährungsumstellung oder Entgiftungskur etwas an die Hand genommen zu werden. Melde dich gerne bei mir, dann schauen wir, wo du stehst und wo du hinwillst und welche Schritte dich auf deinem Weg voranbringen.
Zum Schluss noch der Hinweis: Solltest du Vorerkrankungen haben, setzte dich bitte vor einer Ernährungsumstellung oder Detoxkur unbedingt mit deinem Arzt in Verbindung.
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